Ansicht von Süd-Westen
© KSP Jürgen Engel Architekten

"Große Moschee" in Algier (Algerien)

Am 31. Oktober 2011 wurde in Algier im Beisein der Deutschen Botschafterin und dem algerischen Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika im Rahmen einer offiziellen Zeremonie der Grundstein für den Neubau der „Mosquée de l’Algérie“ gelegt. Die Grundsteinlegung ist der Startpunkt für die Errichtung der weltweit drittgrößten Moschee – nach den islamischen Pilgerstätten in Mekka und Medina.

Am 31. Oktober 2011 wurde in Algier im Beisein der Deutschen Botschafterin und dem algerischen Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika im Rahmen einer offiziellen Zeremonie der Grundstein für den Neubau der „Mosquée de l’Algérie“ gelegt. Die Grundsteinlegung ist der Startpunkt für die Errichtung der weltweit drittgrößten Moschee – nach den islamischen Pilgerstätten in Mekka und Medina.

Der Komplex bietet Platz für bis zu 120.000 Besucher täglich und umfasst neben Gebetssaal und Minarett weitere Einrichtungen wie ein Museum mit Forschungszentrum für den Islam, ein Kulturzentrum (mit Konferenzzentrum und Bibliothek), eine theologische Hochschule, Apartments und Infrastrukturgebäude. Nur sechs Kilometer östlich der historischen Innenstadt und unweit des Flughafens gelegen, ist die neue Moscheenanlage (das neue Stadtentwicklungsgebiet) mit einer Bruttogeschossfläche von knapp ca. 400.000 Quadratmetern ein wesentlicher Impulsgeber für die zukünftige Entwicklung der angrenzenden Stadtviertel. Der neue Stadtbaustein vereint Religion, Kultur und Forschung und dient darüber hinaus den umgebenden Quartieren als neues Zentrum.

Anfang 2012 soll mit dem Bau des Komplexes begonnen werden, nachdem die hierfür notwendigen, vorbereitenden Maßnahmen abgeschlossen sind. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2016 geplant.

Die Gesamtanlage wird im Auftrag der algerischen Regierung nach den Plänen der Arbeitsgemeinschaft KSP Jürgen Engel Architekten, Franfkurt/M. und KREBS+KIEFER International, Darmstadt, errichtet. Partner vor Ort ist zudem KREBS+KIEFER Algérie EURL. Die Arbeitsgemeinschaft hatte im Jahr 2008 mit ihrem Entwurf den internationalen Wettbewerb gewonnen; die Vertragsunterzeichnung für die Beauftragung der Planung fand im Juli 2008 in Algier im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel statt.

Die Moschee wird künftig mit ihrem gewaltigen, 145 m mal 145 m Grundfläche umfassenden Gebetssaal und dem ca. 265 Meter hohen Minarett, welches das höchste der Welt sein wird, zu einem der größten religiösen Gebäude in der islamischen Welt gehören.

Projektdaten

  • Bauherr: ANARGEMA: Agence Nationale de Réalisation
    de Gestion de la Mosquée d’Algérie
  • BGF (Gesamtfläche): ca. 400.000 m²
  • BRI (Umbauter Raum): 1.768.153 m³
  • Höhe Minarett: 265 m
  • Wettbewerb: Januar 2008, 1.Preis
  • Grundsteinlegung: 31. Oktober 2011
  • Baubeginn: Anfang 2012
  • Fertigstellung: Mitte 2016

Informationen zur Architektur

In der Bucht von Algier, östlich der historischen Innenstadt gelegen, bildet die Anlage den zentralen und initialen Baustein einer neuen Stadtentwicklung Algiers. Das Zentrum vereint verschiedene kulturelle und religiöse Einrichtungen sowie unterschiedliche Bildungsinstitutionen. Ein gemeinsamer, bis zu fünf Meter hoher Sockel bildet die Basis für die Bauwerke des Moscheenkomplexes, die auf diesem erhöhten Plateau von Westen nach Osten in Richtung Mekka angeordnet sind. Hier befinden sich auf dem längsgerichteten Grundstück entlang einer Achse Richtung Mekka gestaffelt die Eingangsarkaden und Minarett, Gebetshof und Gebetssaal.

Der Gebetssaal der Moschee

Der Gebetssaal, der so genannten Salle de Prière, ist ein gewaltiger Kubus mit einer Grundfläche von ca. 145 Metern auf 145 Metern und einer Höhe von 22,5 Meter. Etwas eingerückt ist ein etwa 45 Metern hoher Kubus mit der zentralen Kuppel. Diese ist an ihrem Scheitelpunkt ca. 70 Meter hoch und hat an ihrer Basis einen Durchmesser von ca. 50 Meter. Die Erdbebensicherheit des Gebäudes wird durch seine Aufständerung auf seismische Isolatoren erzielt.

Alle traditionellen, religiösen Elemente wie Qiblawand, Mihrab, Minbar und Dikkah sind in einem Raum mit moderner Ästhetik integriert. In Anlehnung an die Architektur traditioneller, islamischer Gotteshäuser besitzt die Moschee eine äußere Hülle aus Naturstein.

Der Moscheehof vermittelt zwischen dem sakralen Gebetssaal und der im Westen anschließenden Esplanade, dem freien Platz mit Hauptzugang und dem daran angrenzenden Vorhof.

Minarett

Nutzung, Gestaltung und Größe machen das Minarett einzigartig in der Geschichte des Islams. Das Minarett hat mit einer Höhe von ca. 265 Metern die Ausmaße eines Wolkenkratzers. Die unteren Etagen öffnen sich einladend zum Platz hin. Über Panoramalifte gelangen die Besucher in die oberen, für die Öffentlichkeit bestimmten Stockwerke. Dort befindet sich das Museum für Algerische Geschichte. Darüber liegen zwei, nur Wissenschaftlern zugängliche, Forschungsbereiche, das so genannte Recherche-Zentrum. Semitransparente Ornamentikelemente (sogenannte „Moucharabieh-Fassadenelemente“) umhüllen den Turm wie eine zweite Haut und dienen zugleich als Sonnenschutz. Die Turmspitze ist öffentlich zugänglich. Hier befindet sich eine Aussichtsplattform für Besucher und Ehrengäste. Nachts erstrahlt die gläserne Hülle des Minarettkopfs weithin sichtbar als Orientierungspunkt und als neues Wahrzeichen von Algier.

Um die Standsicherheit des extrem schlanken Turms mit seiner Grundfläche von nur 28 m x 28 m zu gewährleisten, ist er ca. 50 Meter tief im Boden gegründet.

Der Park

Über einen weitläufigen Park wird der Moscheenkomplex mit den südlichen Bauten, dem Kulturzentrum, der Bibliothek und der theologischen Schule (Imamschule), verbunden. Der parkartige Freiraum bietet ausreichend Platz für große Menschenmengen und ist zugleich Rückzugsort für jene, die Stille suchen. Zedernhaine rings um die Moschee bieten ausreichend schattige Zonen. Brunnen schaffen darüber hinaus eine konzentrierte Atmosphäre und sorgen für ein angenehmes Mikroklima.

Gebäude für Wissenschaft und Kultur

Die südlichen Gebäude mit kultureller Nutzung wie Kulturzentrum, der Bibliothek und der theologischen Schule (Imamschule) mit Doktoranden-Apartments orientieren sich in Gebäudehöhe und Ausrichtung an der im Süden angrenzenden Wohnbebauung und der vorhandenen Verkehrswegen. Diese Gebäude mit kultureller Nutzung sind wesentlicher Teil des Moscheenkomplexes (bzw. des städtebaulichen Entwicklungsgebiets mit kultureller und religiöser Nutzung), der nicht nur Lebensmittelpunkt aller Gemeindemitglieder in religiösen Angelegenheiten ist, sondern auch Zentrum des alltäglichen Geschehens, des sozialen und gesellschaftlichen Lebens. Die Einheit dieser dem Glauben, der Lehre und der Praxis des Islams dienenden Bauten wird auch durch die gewählte Architektur zum Ausdruck gebracht.

Die „Florale-Säule“

Als gestalterisches Leitmotiv verbindet die florale Säule mit ausladendem Kapitell alle Bereiche des Ensembles. Sie übernimmt auch funktionale Aufgaben als Tragwerk und Schattenspender, übernimmt technische Anforderungen wie Entwässerung und Verbesserung der Akustik und gliedert darüber hinaus die Gesamtanlage.


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